Was sind die neuralen Grundlagen des Denkens? Was passiert beim Lernen? Habe ich das Erinnerte überhaupt erlebt? In seiner Vorlesungsreihe im Sommersemester 2016 möchte Onur Güntürkün aufzeigen, wie das Denken im Gehirn entsteht. - Das klassische Bild von uns selbst war ein dualistisches: was den Menschen zum Menschen machte war seine Seele und nicht sein Körper. Die Seele konnte nicht Gegenstand naturwissenschaftlicher Studien sein; der Körper aber sehr wohl. Mittlerweile gehen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass auch das Mentale ein Ergebnis biologischer Mechanismen ist: wir sind somit unser Gehirn. Doch dadurch ergeben sich eine Fülle neuer und komplexer Fragen, die Gegenstand der Forschung sowohl der Psychologie als auch der Neurowissenschaft sind.
Diese zwei Forschungsrichtungen werden in der Biologischen Psychologie gebündelt. Sie rückt somit in das Zentrum der Forschung zu den neuralen Grundlagen des Denkens und stellt Fragen, die in den Vorträgen der Gutenberg Stiftungsprofessur besprochen werden sollen: Wenn unser Gehirn eine Stammesgeschichte aufweist, gilt dies nicht genauso auch für unser Denken? Wo in den Weiten unseres Gehirns stecken unsere Erinnerungen? Wie sind sie organisiert, können wir uns auf Sie verlassen, und warum können sie zerfallen? Warum müssen wir schlafen, und was bedeuten unsere Träume? Warum haben wir Gefühle, wenn sie uns doch zu so vielen irrationalen Handlungen verleiten? Wie verändern Ängste und Traumata unser Gehirn und unser Handeln? Und ist die in unserem Gehirn gespeicherte Angst wirklich gelöscht und somit Vergangenheit, wenn eine Psychotherapie uns von unseren Phobien befreit?
Was macht uns und somit unser Gehirn intelligent? Haben wir getrennte und verschiedenartige Denkprozesse in unserer linken und unserer rechten Hirnhälfte? Unterscheiden sich Frauen und Männer bzgl. ihres Gehirns und ihren kognitiven Leistungen oder ist dies ein ständig nur wiederholtes Vorurteil? Und schließlich: Wird die Hirnforschung eines Tages in der Lage sein, die Privatheit unseres Denkens auszulöschen in dem sie es schafft, unser Denken aus unserem Gehirn herauszulesen? Müssten wir spätestens dann nicht auch verstanden haben, was Bewusstsein ist, und wie die Innenansicht des Menschen strukturiert ist?
Fragen wie diese wird Onur Güntürkün gemeinsam mit seinen renommierten Gastredner erörtern: Nikolai Axmacher (Ruhr-Universität Bochum), Jan Born (Universität Tübingen), Lars Penke (Georg-August-Universität Göttingen) und Wolf Singer (Max-Planck-Institut Frankfurt).
Die Vorlesungen finden jeweils dienstags statt, vom 19. April bis zum 28. Juni 2016 (außer am 17. Mai), von 18:15 Uhr bis ca. 20 Uhr, Haus Recht und Wirtschaft I, Hörsaal RW 1, Jakob-Welder-Weg 9, Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Die Vorlesungsreihe richtet sich auch an die interessierte Öffentlichkeit, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Psychologie und Gehirn: Zur Innenansicht des Menschen
Dienstag, 19. April 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Die Evolution des Gehirns und die Evolution des Denkens
Dienstag, 26. April 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Lernen und Erinnern
Dienstag, 3. Mai 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Mit Gastredner: Prof. Dr. Nikolai Axmacher
Das zerfallende Gedächtnis
Dienstag, 10. Mai 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Mit Gastredner: Prof. Dr. Jan Born
Schlaf, Gedächtnis und Traum
Dienstag, 24. Mai 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Die Entstehung von Emotionen
Dienstag, 31. Mai 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Linkes Hirn – Rechtes Hirn
Dienstag, 7. Juni 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Mit Gastredner: Prof. Dr. Lars Penke
Was macht ein Gehirn intelligent?
Dienstag, 14. Juni 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Gehirn und Geschlecht
Dienstag, 21. Juni 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Die Freiheit des Denkens
Dienstag, 28. Juni 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Onur Güntürkün
Mit Gastredner: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolf Singer
Neuronale Grundlagen des Bewusstseins