Pressemitteilung
14. November 2006
Fritz Melchers ist Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2007
Der Professor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und langjährige Direktor des Basler Instituts für Immunologie zählt zu den anerkanntesten Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Immunologie
Die Erkenntnis, dass das Immunsystem bei vielen Krankheiten eine zentrale Rolle spielt, hat die Immunologie in den vergangenen Jahren mit anderen Disziplinen vernetzt und in den Mittelpunkt von Diagnostik und Therapie gerückt. Zu den weltweit anerkanntesten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet zählt Professor Dr. Dr. h.c. mult. Georg Friedrich (Fritz) Melchers – Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der "Freunde der Universität Mainz e.V." im Jahr 2007. Seine wegweisenden Forschungsarbeiten zur Entwicklung der Stammzellen des Immunsystems und zur Charakterisierung einzelner Immunzellen legten den Grundstein für die Entwicklung von neuartigen und umfassenden Immuntherapien u.a. bei Allergien, chronischen Entzündungen, Tumorerkrankungen und Autoimmunerkran¬kungen. In seiner Veranstaltungsreihe wird er über "Die Zwiespältigkeit unseres Immunsystems: Schutz vor dem Fremden, aber auch Angriff gegen das Eigene" sprechen. Der Professor für Biochemie und Immunologie ist auswärtiges wissenschaftliches Mitglied und Seniorgruppenleiter für "Lymphozytenentwicklung" am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin. Von 1980 bis 2001 leitete er als Direktor das Basler Institut für Immunologie und machte es zu einer der weltweit führenden Forschungsstätten im Bereich der molekularen und klinisch orientierten Immunologie.
Fritz Melchers wird zusammen mit renommierten Gastrednern die Zwiespältigkeit unseres Immunsystems erörtern. Dieses umfasst die Zellen des angeborenen und des adaptiven Immunsystems und seine in die Körperflüssigkeiten entsandten Abwehrmoleküle. Das Immunsystem – nach Fritz Melchers gleichsam eine Sammlung "zweischneidiger Schwerter" – schützt einerseits vor fremden Eindringlingen wie Infektionen und Tumoren, wobei es ein Gedächtnis entwickelt für einmal erkannte Eindringlinge. So können wir uns gegen viele Infektionen impfen lassen. Normalerweise ruht unser Immunsystem und greift auch den eigenen Körper nicht an. Andererseits kann es geschehen, dass die Immunabwehr angreift, was sie beschützen sollte, und autoimmune Krankheiten auslöst. Zudem können einzelne "Schwerter" defekt sein oder durch Infektionen, so besonders durch das humane Immundefizienz Virus (HIV), defekt werden. Einige dieser "Schwerter" attackieren die fremden Eindringlinge mit solch starken und fehlgeleiteten Kräften, dass auch der eigene Körper Schaden erleidet, etwa bei Allergien oder Immunpathologien. Andere "Schwerter" entzünden Teile unseres Körpers und führen zu Tumoren oder zu Mangelkrankheiten wie Juvenile Diabetes. Allzu oft wird in einer einzigen Immunantwort Abwehr mit Selbstdestruktion vermischt.
"Wir freuen uns außerordentlich, dass es uns gelungen ist, diesen weltweit renommierten Forscher für ein Semester nach Mainz zu holen", erklärt Dr. Klaus Adam, Vorsitzender der Vereinigung der "Freunde der Universität Mainz e.V.". "Professor Melchers hat mit entscheidenden Erkenntnissen zum effizienten und zielgerichteten Einsatz des Immunsystems maßgeblich zur Entwicklung entsprechender Immuntherapien beigetragen – und wurde für diese hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten mit einer Reihe von nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Durch diesen wissenschaftlichen Erfolg, aber auch durch sein vielfältiges Mitwirken in zahlreichen nationalen und internationalen wissenschaftspolitischen Institutionen hat er zur internationalen Positionierung der europäischen immunologischen Forschung beigetragen."
Die Quellen seines Forschungsinteresses sieht Fritz Melchers in der Kreativität, die der Kunst wie der Wissenschaft eigen sei, und im Staunen über das Entdeckte. Univ.-Prof. Dr. Andreas Cesana, Vorsitzender der Stiftung "Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur", charakterisiert Fritz Melchers "nicht nur als kreativen Wissenschaftler, sondern auch als Wissenschaftskommunikator und als international tätigen Wissenschaftsorganisator mit einem breiten Wirkungskreis weit über seine Fachdisziplin hinaus". Das Forschungsgebiet habe eine enorme sozio-ökonomische Bedeutung, meint Andreas Cesana, und er verweist auf die weit reichenden Konsequenzen von Immundefizienzen, Autoimmunerkrankungen, Allergien oder Krebserkrankungen für die Betroffenen, für ihr Umfeld und für die Gesellschaft. Gegen viele Infektionskrankheiten gibt es noch keine Impfungen – insbesondere nicht gegen HIV oder Tuberkulose. Laut Fritz Melchers haben wir gerade erst begonnen, erbliche Immundefizienzen durch Transplantation gesunder erwachsener Stammzellen zu reparieren. Und es gelingt uns noch kaum, die Benutzung der "beiden Klingen" zu kontrollieren, um bessere Impfstoffe entwickeln zu können oder Angriffe gegen den eigenen Körper unterdrücken zu lernen.
Öffnung der Universität, Akzeptanz in der Öffentlichkeit
Vorbehalten ist sie herausragenden Wissenschaftlern und Persönlichkeiten von internationalem Renommee: Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Vereinigung der Freunde soll das Ansehen und die Attraktivität der Universität über die Landesgrenzen hinaus fördern und neue Akzente setzen. Als Nachfolger von Fritz Stern, Bert Hölldobler, Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Frühwald, Klaus Töpfer, Peter Ruzicka und Anton Zeilinger wird somit auch im Jahr 2007 ein Gastprofessor von internationaler Bedeutung nach Mainz kommen.
"Wir freuen uns besonders, dass in diesem Jahr die Immunologie im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe steht, denn gerade auch die Mainzer Immunologie ist weltweit anerkannt und hat in den zurückliegenden Jahren bei internationalen Rankings immer wieder Top-Platzierungen erzielt. Ich bin sicher, dass die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2007 erneut die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit – national und international – auf sich ziehen und damit maßgeblich zum Ansehen der Universität beitragen wird", betont der Vizepräsident der Johannes Gutenberg-Universität, Univ.-Prof. Dr. Johannes Preuß.
Eingerichtet hat die "Vereinigung der Freunde" die Stiftungsprofessur aus Anlass des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg im Jahr 2000. Inhaber der Stiftungsprofessur waren der Kulturhistoriker und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Fritz Stern (2000), der führende Vertreter der Evolutionsbiologie und Pionier der Soziobiologie Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (2002), der ehemalige Präsident der DFG und heutige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung Wolfgang Frühwald (2003), der ehemalige Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Klaus Töpfer (2004), der Komponist und Dirigent Peter Ruzicka (2005) und der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger (2006).